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DGAP-News News vom 27.04.2011

Nanostart AG: Im Company - Talk: Marco Beckmann, Vorstand

mainvestor GmbH / Nanostart AG / Schlagwort(e): Sonstiges
27.04.2011 / 10:00

'Markteintritt der Nanostart AG in Russland'

* 'Es geht um Wachstumschancen und überdurchschnittliche Renditen' * 'Nanotechnologie-Fonds 'Kama Fund First' hat Volumen von 50 Millionen Euro'
* 'Nanostart profitiert als Fondsmanager und als Investor' * 'Sind von den Chancen für Nanostart in Russland begeistert' * 'Erster Schritt einer Serie bedeutender Kooperationen'

Die Nanostart AG ist der führende Nanotechnologie-Wachstumsfinanzierer. Sie beteiligt sich weltweit an jungen Nanotechnologie-Unternehmen, die ein bahnbrechendes Verfahren oder ein vielversprechendes Produkt kommerzialisieren möchten. Die in das Beteiligungs-Portfolio aufgenommenen Unternehmen unterstützt die Nanostart AG mit ihrem umfassenden Kommerzialisierungs-Know-how und bindet sie in ihr weltweites Kontaktnetzwerk ein. Zusammen mit der singapurischen Regierung hat Nanostart 2008 ihren ersten Nanotechnologie-Fonds aufgelegt. Jetzt folgt in Russland ein 50-Millionen-Euro-Fonds.


mainvestor Company Talk sprach mit Marco Beckmann, Vorstand der Nanostart AG.


mainvestor: Herr Beckmann, die Nanostart AG hat ihren Markteintritt in Russland gemeldet. Sie wird einen Nanotechnologie-Fonds auflegen. Können Sie den Fonds kurz vorstellen?

Marco Beckmann: Der 'Kama Fund First' ist ein geschlossener Wagniskapital-Fonds, der in Nanotechnologieunternehmen in der Region Perm investiert. Er hat ein Volumen von umgerechnet 50 Millionen Euro. Die russische Gesellschaft RUSNANO und der Gouverneur der Verwaltungsregion Perm steuern jeweils 18,75 Millionen Euro bei, die Nanostart investiert bis zu 12,5 Millionen, das entspricht einer Beteiligung von 25 Prozent. Nanostart wird Fonds¬manager, wählt also Beteiligungen aus, betreut sie und veräußert sie im Erfolgsfall wieder.


mainvestor: Was ist die Strategie des 'Kama Fund First'?
Marco Beckmann: Der Fonds investiert in vielversprechende Nanotechnologieprojekte in der Verwaltungs¬region Perm. Die Mittel des Fonds werden vor allem in junge, schnell wachsende Unternehmen investiert, die sich noch in einer frühen Wachstumsphase befinden. Hier sehen wir besonders große Chancen auf überproportionale Gewinne. Wenn man die erfolgreiche Vergangenheit der Nanostart AG betrachtet, so gibt dies einen interessanten Ausblick auf unsere Chancen in Russland. Mit einer mittleren jährlichen Rendite von 44 Prozent, der sogenannten Internal Rate of Return (IRR), haben wir bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass wir weit über dem Branchendurchschnitt der Wagniskapitalindustrie arbeiten können. Für unsere Aktivitäten in Russland planen wir nun Einzelinvestitionen von jeweils etwa 2,5 bis 7,5 Millionen Euro.


mainvestor: Wo verdient die Nanostart dabei?

Marco Beckmann: Wir lassen uns unsere Arbeit als Fondsmanager gut bezahlen. Allein für das Management des Fonds erhält Nanostart über die geplante Laufzeit von zehn Jahren eine jährliche Managementgebühr von 3 Prozent des Fondsvolumens, also bis zu 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Außerdem erhalten wir eine Erfolgsbeteiligung von bis zu 25 Prozent der Erträge. Dies sichert uns die Chance auf überdurchschnittliche Renditen bei erfolgreicher Arbeit. Da wir nach intensiver Prüfung von den Chancen der Nanotechnologie in der Region Perm überzeugt sind, haben wir uns zu einer eigenen Beteiligung an dem Fonds als Investor von bis zu 25 Prozent entschlossen. So profitieren wir neben der Vergütung als Manager noch einmal zusätzlich als Investor vom Wertzuwachs der Portfolio-Unternehmen.


mainvestor: Warum haben Sie Russland gewählt?

Marco Beckmann: Zunächst liegt hier ein großes wirtschaftliches Potenzial. Russland ist neben Brasilien, Indien und China einer der BRIC-Staaten, die sich durch hohe wirtschaftliche Zuwachsraten auszeichnen. Gleichzeitig hat die Regierung den Stellenwert der Nanotechnologie für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt erkannt. Russland will bis 2015 den Wert der auf Nanotechnologie basierenden Güter auf 30 Milliarden US-Dollar hochschrauben. Aus diesem Grunde wurde von der russischen Regierung unser Partner RUSNANO gegründet. Für uns der ideale Partner, um unsere eigenen Aktivitäten im Wachstumsmarkt Russland zu hebeln und von dem großartigen Wachstum dieser Technologie in einem sehr spannenden Wachstumsmarkt zu profitieren.


mainvestor: Schon in den letzten Jahren war immer wieder von Kontakten der Nanostart mit RUSNANO zu hören. Nun ist der Fonds der Eintritt der Nanostart in den russischen Markt. Wie hat sich das entwickelt?
Marco Beckmann: RUSNANO wurde als staatliche Gesellschaft gegründet, und im letzten Monat in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ihr Vorstandsvorsitzender, Anatoly Chubais, ist in Russland eine der bekanntesten Persönlichkeiten. Er gründete 1987 eine Gruppe mit dem Namen 'Perestrojka', war Vize-Ministerpräsident und Finanzminister unter Tschernomyrdin und galt später unter Jelzin als zweitmächtigster Mann Russlands. Bevor er Chef von RUSNANO wurde, war er Vorsitzender des russischen Energieriesen UES mit weltweit mehr als 570.000 Mitarbeitern, den er erfolgreich privatisierte. Dass er ausgewählt wurde, um RUSNANO zu führen, ist ein deutliches Zeichen für den Stellenwert, den Russland der Nanotechnologie beimisst, um die Entwicklung Russlands zur Hightechnation voranzutreiben. Dafür stehen RUSNANO umgerechnet 10 Milliarden US-Dollar zur Verfügung - eine bislang beispiellose Summe. Das macht RUSNANO zum größten reinen Nanotechnologie-Investor auf dem Planeten. Um Auf- und Ausbau von nanotechnologischem Know-how, Verfahren und Produkten in innovativen Branchen umzusetzen, braucht man geeignete Kooperationspartner. Deshalb sind wir schon früh mit RUSNANO ins Gespräch gekommen.

mainvestor: Wie haben sich die Kontakte mit RUSNANO entwickelt?
Marco Beckmann: Das erste Treffen mit Anatoly Chubais fand im Frühjahr 2009 in Berlin statt. Seitdem stehen wir in enger Verbindung mit RUSNANO und diskutieren auf unterschiedlichen Ebenen. Dabei gibt es immer wieder Anknüpfungspunkte. Eine konkrete Zusammenarbeit ist der Einstieg von RUSNANO bei unserer deutschen Beteiligung ItN Nanovation AG, den wir Anfang des Monats gemeldet haben. RUSNANO hat sich als gewichtiger strategischer Investor bei der ItN Nanovation AG eingebracht, gleichzeitig ist es eine Bestätigung der herausragenden Technologie, die wir mit den Anwendungen der ItN-Nanokeramik im Portfolio haben. Auch an anderen Beteiligungen besteht Interesse. Seit längerem haben wir in Russland intensiv geprüft, wo es für uns sinnvoll ist, aktiv zu werden. Dabei geht es um Wachstumschancen und überdurchschnittliche Renditen. Das Geschäftspotenzial in Russland ergänzt hervorragend unsere Aktivitäten in Europa, den USA und Asien. Ich freue mich deshalb besonders über die neue Zusammenarbeit.

mainvestor: Russland ist bisher vor allem für den Export von Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas bekannt. Jetzt will das Land bei der Nutzung der Nanotechnologie ganz vorne mitspielen, wie passt das zusammen?
Marco Beckmann: Tatsächlich, Russland hat unfassbare Rohstoffvorkommen, vor allem Erdöl und Erdgas. Die Wirtschaft des Landes ist sehr stark durch Rohstoffexporte geprägt, was auch erhebliche finanzielle Mittel in die Kassen spült. Präsident Dmitrij Medwedjew will die Wirtschaft in den nächsten Jahren auf eine breitere Basis stellen und dafür insbesondere Unternehmen mit innovativen Technologien unterstützen. Denn noch 2009 arbeiteten laut Premierminister Wladimir Putin weniger als zehn Prozent der russischen Unternehmen auf Basis technischer Innovationen. Das soll sich schnell ändern. Auch Russland weiß, dass Spitzentechnik, ermöglicht durch die Nanotechnologie, die Grundlage für Fortschritt sowie für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wohlstand ist. Deshalb fördert die Regierung die Nanotechnologie so massiv.


mainvestor: Der Fonds wird in der Region Perm aufgelegt. Was zeichnet diese Region aus?

Marco Beckmann: Perm ist ein hervorragendes Beispiel, wie sich die russische Wirtschaft derzeit neu erfindet. In der bedeutenden Industrieregion finden wir eine führende wissenschaftliche Community im Bereich Materialen und Chemie. Viele der ansässigen Unternehmen sind in innovativen Branchen tätig, in denen die Nanotechnologie eine große Rolle spielt. Die Unternehmen finden in der Region äußerst positive Rahmenbedingungen wie ein günstiges Investitionsklima, ein gutes Bildungssystem und eine rege Forschungslandschaft vor. Forschung und Entwicklung auf Basis von Nanotechnologie haben hier einen hohen Stellenwert und werden nicht zuletzt durch RUSNANO stark gefördert. Übrigens bereits mit vorweisbaren Erfolgen: In der Region entwickeln Unternehmen auf Basis von nanotechnologischem Know-how beispielsweise neue Materialien für die Chemie- und Rohstoffindustrie und Nanoelektronik-Bauteile für die Luft- und Raumfahrt. Geografisch betrachtet spricht für Perm, dass die Region am westlichen Rand des Urals an der Grenze zwischen Europa und Asien liegt. Für eine aufblühende Nanotech-Hochburg ist dieser Knotenpunkt ein sehr günstiger Standort.

mainvestor: Sie haben bereits 2008 einen Fonds in Singapur aufgelegt, jetzt folgt der Fonds in Russland. Lassen sich die Ausgangssituationen der beiden Venture Capital-Fonds vergleichen?

Marco Beckmann: Die beiden Fonds lassen sich durchaus vergleichen. Beide Male ist die Regierung als Co-Investor mit dabei. Außerdem wird in beiden Ländern die Nanotechnologie ohnehin bereits sehr stark gefördert. Vor Ort sollen jeweils auf Hightech basierende Unternehmen entstehen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beitragen. Durch die staatlichen Beteiligungen an unseren Fonds, den direkten Zugang zu den administrativen Stellen und das starke Interesse der Regierungen, die Erforschung und Nutzung der Nanotechnologie voranzutreiben, finden wir in beiden Ländern ein optimales Investitionsklima ohne bürokratische Hürden vor. Entscheidend ist aber letztendlich die Aussicht auf überproportionales Wachstum und außerordentliche Renditen in beiden Regionen.


mainvestor: Geben Sie uns einen Ausblick auf Ihre künftigen Aktivitäten in Russland. Welche Rolle wird Russland in den kommenden Jahren für die Nanostart AG spielen?

Marco Beckmann: Wir sind nach intensiver und sorgfältiger Überprüfung unserer Optionen in Russland von den Chancen für die Nanostart AG und ihrer Aktionäre begeistert. Wir haben uns bewusst mehr als zwei Jahre Zeit gelassen, um den für uns optimalen Markteintritt in der aus unserer Sicht bestmöglichen Region Russlands mit einer für uns perfekten Struktur einzuleiten. Der nun erfolgte Auftakt unserer Zusammenarbeit mit RUSNANO ist ein erster Schritt hin zu einer Serie von für uns sehr bedeutenden Kooperationen. Diese werden künftig nicht nur auf Ebene der Portfolio-Unternehmen - wie beim Einstieg von RUSNANO bei unserer Beteiligung ItN Nanovation AG - ablaufen, sondern bieten auch der Nanostart AG selbst die Möglichkeit, noch schneller zu wachsen. Mit Russland haben wir einen dynamisch wachsenden Markt, der aufgrund seines Rohstoffreichtums über außerordentliche finanzielle Möglichkeiten verfügt und diese für eine führende Position des Landes im Bereich Nanotechnologie nutzen will. Für uns ein hervorragendes Umfeld, um unsere seit Jahren aufgebaute und mittlerweile weltweit anerkannte Expertise im Bereich Nanotechnologie auch in diesem Markt zu etablieren. Ich freue mich sehr über den Markteintritt der Nanostart AG in Russland und sehe in unseren russischen Aktivitäten einen extremen 'Beschleuniger' unseres eigenen Wachstums. Nicht zuletzt der nun manifestierte enge Kontakt zu RUSNANO hat das Potenzial, die Nanostart AG mit diesen und weiteren gemeinsamen Projekten in den nächsten Jahren entscheidend wachsen zu lassen.


mainvestor: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Beckmann.

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