Infineon liefert 3D-Biochips und komplettes Analysesystem für rationelle und sichere biochemische Analysen - drastische Zeit- und Kosteneinsparungen Infineon kündigte heute die Verfügbarkeit von Flow-Thru-Biochips für optische Auswerteverfahren an. Diese Biochips sind miniaturisierte Probenträger aus Silizium, auf denen gleichzeitig Hunderte bis Tausende von biomolekularen Untersuchungen durchgeführt werden können. Dazu passend steht ein komplettes Bioanalyse-System zur Verfügung, das von Infineon gemeinsam mit dem Partnerunternehmen MetriGenix vermarktet wird. Im Unterschied zu herkömmlichen planaren Biochips aus Glas mit zweidimensionaler Sensor-Oberfläche arbeitet der Biochip von Infineon mit einem dreidimensionalen Mikroarray, einem Netzwerk aus feinen Mikrokanälen, die den Chip von der Ober- bis zur Unterseite durchziehen. Die Flow-Thru-Chip (FTC)-Technologie und das Analysesystem ermöglichen ein skalierbares, flexibles Medikamenten-Screening mit deutlich reduziertem Zeitaufwand, höherer Automatisierung, verbesserter Empfindlichkeit und weniger Bedarf an Testmaterial und Reagenzien.
Ein von Infineon entwickeltes spezielles Fertigungsverfahren ätzt auf nur einem Quadratzentimeter Chipfläche etwa eine Million feinster Kanäle. Deren Durchmesser beträgt jeweils nur zehn Mikrometer – das ist ein Zehntel des Durchmessers eines menschlichen Haares – ihre Länge etwa einen halben Millimeter. Etwa 100 dieser Mikrokanäle werden je Sondenmolekül genutzt. Ein Chip ist typischerweise mit 100 bis 400 Sondenmolekülen bzw. Genabschnitten (Spots) konfiguriert. Ein weiteres spezielles Merkmal der FTC-Technologie ist, dass die zu untersuchenden Moleküle (Analyten) mehrmals im Chip hin und her gepumpt werden. Dadurch ist die Reaktionsgeschwindigkeit bei der Hybridisierung nicht mehr von der zeitraubenden Diffusion abhängig und weitaus schneller als bei planaren Biochips. Durch die Kanalstruktur können 100mal mehr Moleküle miteinander reagieren als bei flächigen Biochips. Das macht den Test empfindlicher. Die Analyse mit dem FTC erfolgt in mehreren Schritten: Zuerst werden die Mikrokanäle einer Auftragsstelle mit bekannten Genen bestückt, die sich dicht an dicht an den Wänden der Kanäle absetzen. Anschließend werden die zu untersuchenden Proben, die zuvor mit einem Wirkstoffkandidaten behandelt wurden, im so genannten Flow-Thru-Verfahren mehrmals in den Kanälen hin und her gepumpt. Nur die passenden Gene der Probe docken sich dabei an die bekannten Gene an der Kanalwand (Schlüssel-Schloss-Prinzip) an. Ausschließlich an diese bindet der in einem weiteren Schritt zugegebene Farbstoff und gibt dabei ein Licht ab. Von einer CCD- (Charge Coupled Device) Kamera erfasst und an einen Rechner weitergegeben, wird das Ergebnis am Bildschirm ausgewertet. Verglichen wird das Lichtmuster der gesunden Probe mit dem der behandelten Probe. Stimmen sie überein, hat der Wirkstoff gewirkt. Die Analyse, ob eine Substanz wirkt oder nicht, ist einfach und schnell. „Im Bereich der Biotechnologie will Infineon durch die Weiterentwicklung bestehender Halbleitertechnologien preisgünstige chip-basierte Lösungen entwickeln und fertigen“, sagte Dr. Thomas Klaue, Leiter des Business Development und verantwortlich für die Biochip-Aktivitäten von Infineon. „Zusammen mit kompetenten Partnern stellen wir komplette Systemlösungen zur Verfügung, die die pharmazeutische Entwicklung und medizinische Diagnostik durch innovative Technologien vereinfachen, verbessern, verbilligen und beschleunigen.“ Die FTC-Technologie bietet durch die speziellen physikalischen Eigenschaften und das Design zahlreiche Vorteile: hohe Empfindlichkeit, große reaktive Oberfläche, hoher Signal-/Rauschabstand durch das Grundmaterial Silizium, kurze Analysezeiten (etwa zwei bis drei Stunden, statt wie bisher einen halben oder ganzen Tag), geringer Reagenzienverbrauch und zudem eine automatische Hybridisierung und Auswertung. Alles in allem heißt das: zuverlässige Ergebnisse in kurzer Zeit zu niedrigen Kosten und bei einfacher Handhabung. Durch die chip-basierte Systemlösung lassen sich beispielsweise in der Medikamentenentwicklung Wirkstoffe schneller und kostengünstiger als heute üblich untersuchen und auswerten. Damit leisten Biochips einen wesentlichen Beitrag dazu, die Kosten für die Arzneimittelentwicklung zu senken. Komplettes AnalysesystemInfineon bietet für den Einsatz des Flow-Thru-Chips eine komplette Systemlösung für biomolekulare Analysen an. Das „4D-Array-System“ wurde mit MetriGenix, einem Spezialisten aus den USA, entwickelt. Das kompakte System wird von pharmazeutischen und biotechnischen Unternehmen für die biologische Forschung, pharmazeutisches Screening und genetische bzw. medizinische Diagnostik genutzt.Das 4D-Array-System besteht aus den Biochips sowie der Hybridisierungs- und Auswerte-Einheit. Der Chip ist in einer Cartridge sicher untergebracht, über die Analyten zugeführt werden. Zu der Systemlösung gehören auch die spezifischen Gen-Sonden (Wetware) auf dem Chip, die für den eigentlichen biologischen Inhalt (Themenchip) stehen. Dabei werden ganz gezielt auf den Themenchips weniger als 100 ausgewählte, spezifische Gene aufgebracht, um überflüssigen Datenballast zu vermeiden. Es werden nur die Gene verwendet, die der Kunde zur Lösung einer Problemstellung benötigt. Zurzeit stehen für das 4D-Array-System mehrere, für bestimmte Krankheiten mit den entsprechenden Gen-Strukturen versehene Flow-Thru-Chips zur Verfügung. Das Spektrum umfasst Chips für Untersuchungen auf Lungen- und Brustkrebs, Gewebewucherungen, Entzündungen sowie für die Erfassung von neuronalen Veränderungen, die ursächlich für Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose sind. Darüber hinaus sind auch kundenspezifische Flow-Thru-Chips erhältlich, die je nach Kundenwunsch bestimmte Gene mit Komplexitäten von 50 bis 192 Proben bereitstellen. AusblickBiochips können neben der Basis-Technologie prinzipiell hinsichtlich ihres Auswertungsverfahrens - optisch oder elektronisch - unterschieden werden. Optische Biochips und entsprechende Analysesysteme, wie das 4D-Array-System von Infineon/MetriGenix, sind verfügbar. Infineons elektronischer DNA-Chip kommt in etwa zwei bis drei Jahren auf den Markt. Der so genannte „Neuro-Chip“ ist noch im Forschungs-Status.Infineon sieht einen der wichtigsten Zukunftstrends der Gesundheitsindustrie in der Konvergenz von Therapie und Diagnostik. Hier werden insbesondere elektronische Biochips eine wichtige Rolle spielen, denn es gilt, schnellstmöglich das richtige Arzneimittel, in der richtigen Dosis, für den richtigen Patienten zu ermitteln. Diese individualisierte Medizin beim Arzt in der Praxis verlangt nach kleinen, preiswerten, einfach zu bedienenden diagnostischen Analyse-Geräten. Bedenkt man z. B. dass heute im Schnitt etwa sechs Monate vergehen, um für einen Patienten mit einer Depression das richtige Medikament zu finden, dann wird das Potenzial für Biochips deutlich. Durch neue diagnostische Methoden, wie sie Biochips ermöglichen, werden Medikamente bald weit zielgerichteter und kosteneffizienter eingesetzt werden können. Über Infineon Infineon Technologies AG, München, bietet Halbleiter- und Systemlösungen für die Automobil- und Industrieelektronik, für Anwendungen in der drahtgebundenen Kommunikation, sichere mobile Lösungen sowie Speicherbauelemente. Infineon ist weltweit tätig und steuert seine Aktivitäten in den USA aus San Jose, Kalifornien, im asiatisch-pazifischen Raum aus Singapur und in Japan aus Tokio. Mit weltweit rund 30.400 Mitarbeitern erzielte Infineon im Geschäftsjahr 2002 (Ende September) einen Umsatz von 5,21 Milliarden Euro. Das DAX-Unternehmen ist in Frankfurt und New York (NYSE) unter dem Symbol „IFX“ notiert. Weitere Informationen unter www.infineon.com |