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Eckert & Ziegler SE

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Press release News vom 11.02.2001

Strahlen gegen Krebs
Eckert & Ziegler ist Spezialist für radioaktive Strahlenquellen. Mit ihrem Therapieverfahren gegen Prostatakrebs haben sich die Berliner einen Namen gemacht. Jetzt wollen sie Europa erobern.
Radioaktive Strahlung verursacht Krebs. Das beweist nicht erst die jüngste Diskussion um die Verwendung von Uranmunition auf dem Balkan. Radioaktive Strahlung wird aber auch erfolgreich gegen Tumorwachstum eingesetzt. Die Berliner Medizintechnik-Firma zählt zu den weltgrößten Entwicklern und Herstellern von radioaktiven Strahlenquellen zur Behandlung von Herz- und Krebserkrankungen. 1992 gründeten Andreas Eckert und Jürgen Ziegler aus dem Zentralinstitut für Isotopentechnik (ZFI), eine Institution der Akademie der Wissenschaften der DDR, die Isotopengesellschaft BEBIG, die wiederum 1997 unter der Holding-Gesellschaft Eckert & Ziegler zusammengefasst wurde. 'Das größte Wachstum in den nächsten Jahren sehen wir bei der Behandlung von Prostatakrebs', sagt Vorstandschef Andreas Eckert. Neben Brust-, Magen- und Lungenkrebs gehört ein Krebsbefall der Harnröhrendrüse zu den häufigsten Tumorarten.

Die große Angst vor der Impotenz
Ist die Prostata von einem bösartigen Geschwür befallen, gibt es drei Möglichkeiten: den Tumor äußerlich zu bestrahlen, ihn operativ zu Entfernen oder ihn mit Hilfe der Eckert & Ziegler-Technik durch die so genannte Brachytherapie zu bekämpfen. '60 bis 100 Prozent der Männer bleiben nach einer Prostata-Operation impotent', sagt der Strahlentherapie-Experte Dr. Thomas Henkel vom ambulanten Operationszentrum Ullsteinhaus in Berlin. Bei der Brachytherapie liegt die Quote nur bei 15 Prozent. Bei dieser Behandlung werden kleine, schwach radioaktive Titanstäbchen - so genannte Seeds (Samen) - direkt in das erkrankte Gewebe implantiert. Ein Seed ist etwa 4,5 Millimeter lang und 0,8 Millimeter breit. In diesem Stäbchen befindet sich eine radioaktive Jod-125-Verbindung mit einer Halbwertzeit von 59,46 Tagen. Die Implantate, die nur wenige Millimeter weit strahlen und kein gesundes Gewebe schädigen, werden in den Tumorherd eingesetzt, um die Krebszellen abzutöten. Im vergangenen Jahr wurden in Europa erst 1500 Menschen mit dieser Methode behandelt. Eckert & Ziegler hatte dabei einen Marktanteil von etwa 30 Prozent. 'In den USA ist dieser Markt schon vor einigen Jahren regelrecht explodiert', erinnert sich Eckert. Dort haben sich die Britische Nycomed Amersham und die US-Unternehmen Theragenics und North American Scientific die Marktanteile unter den Nagel gerissen. Eckert & Ziegler konzentriert sich nun auf den europäischen Markt. 'Oft wird dieses Verfahren von einigen deutschen Krankenkassen bezahlt. Eine generelle Kostenerstattung lässt aber noch auf sich warten', so Eckert. Dabei ist die Therapie nicht nur preiswerter. Der Patient kann sogar ambulant behandelt werden. 'Drei Stunden nach dem Eingriff kann er wieder nach Hause gehen', erklärt Henkel. Der Facharzt für Urologie ist sich sicher, dass sich die Brachytherapie durchsetzen wird. '1993 wurden in den USA beispielsweise 5000 Patienten mit dieser Methode operiert, 2000 waren es schon 42 000. Nach Angaben des Europäischen Krebsforschungsinstituts soll der Markt für
Bachytherapie bei Prostatakrebs weltweit von 95 Millionen Dollar in 1999 bis 2005 auf 358 Millionen Dollar ansteigen. Von den insgesamt 23 Millionen Euro, die Eckert und Ziegler im vergangenen Jahr umsetzten, erzielten sie etwa sechs Millionen mit dem neuen Therapieverfahren. Die restlichen 17 Millionen entfallen auf den nichtmedizinischen Bereich, etwa die Messtechnik. Die Strahlenquellen der Berliner werden zum Beispiel von BASF, Honeywell oder Siemens zur Dicken-, Dichten- und Füllstandsmessung genutzt. Mit der Technik kann beim Herstellungsprozess geprüft werden, ob eine Getränkedose die vorgeschriebene Füllmenge oder eine Stahlplatte die richtige Dichte hat.

Einsatz der Implantate braucht Präzionsarbeit
'Der künftige Schwerpunkt unseres Geschäftes liegt aber ganz klar auf medizinischen Anwendungen', erklärt Vorstandschef Andreas Eckert. Obwohl die Methode noch nicht ganz ausgereift ist. Die stecknadelgroßen Implantate müssen exakt in den manchmal winzigen Tumorherd eingesetzt werden, um wirklich wirken zu können. Deshalb beschäftigt sich das Unternehmen seit einigen Monaten zudem mit dem Bau von OP-Robotern. 'Da beim Einsetzen der Seeds millimetergenau gearbeitet werden muss, wollen wir in Zukunft Maschinen anbieten, die dies ermöglichen', erklärt Eckert. Aber nicht nur bei der Bekämpfung von Prostatakrebs, sondern auch bei der Behandlung von Augentumoren reklamiert Eckert & Ziegler die Technologieführerschaft für sich. Wegen der Seltenheit dieser Krankheit spielt das Therapieverfahren für den Umsatz aber keine große Rolle. Anders sieht es in der Kardiologie, der Herzheilkunde, aus. Weltweit werden jährlich etwa einer Millionen infarktgefährdeter Menschen die Arterien geweitet. Nach einer Studie der
Universität Chicago wird aber bei etwa 30 Prozent der behandelten Patienten nach nur sechs Monaten wieder eine Verengung der Herzgefäße festgestellt. Eine Behandlung mit Beta-Strahlung soll die erneute Verstopfung der Herzgefäße nun verhindern. Auch hierfür liefert Eckert & Ziegler die Strahlenquellen an Hersteller der medizintechnischen Geräte. Für Erfolg versprechende Zukunftsaussichten sorgen die Forschungsaktivitäten im radiopharmazeutischen Bereich. Grundlage ist, dass zu jeder Tumorzelle ein entsprechender Antikörper passt. Die Berliner versuchen jetzt, den bekannten Antikörpern radioaktive Komponenten anzuhängen. So könnte genau festgestellt werden, wo sich beispielsweise Metastasen befinden. Gleichzeitig kann mit der Radioaktivität der Krebs auch behandelt werden. Bis zur Marktreife des entsprechenden Produktes können noch zwei bis drei Jahre vergehen. 'Wir wollen im Bereich der Radiopharmazie allerdings nur als Lizenzgeber auftreten ', erklärt Eckert das neue Geschäftsfeld.«

Eckert & Ziegler: Besser als der Index
Eckert & Ziegler ist auf dem derzeitigen Niveau nicht zu teuer. Analyst Thomas J. Schießle von Delbrück Asset Management rät den Anlegern, insbesondere in schwachen Tagen Positionen aufzubauen. Er sieht für das Papier auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten ein Kursziel jenseits der 100 Euro. Kurzfristig dürfte die Aktie ihre Konsolidierung fortsetzen, da mit kursrelevanten Nachrichten in nächster Zeit nicht zu rechnen sei. Anleger sollten ihre Order streng limitieren.


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