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Zukunftsweisenden Technologien Gestalt zu geben und Innovationen auch formal erlebbar machen - das waren die wichtigsten Aufgaben bei der Gestaltung des F 400 Carving. Fantasie war gefragt, um Technik und Design in Einklang zu bringen. Anders gesagt: Das war ein Design-Auftrag der besonderen Art. Denn mit seiner einzigartigen Fahrwerkstechnik gab der F 400 den Designern eine harte Nuss zu knacken. Es galt, ein Konzept zu finden, das einerseits den Rädern bei Kurvenfahrt genügend Bewegungsfreiheit für die aktive Sturzverstellung lässt und das andererseits aber auch bei normaler Radposition eine gute Figur macht.
Mit diesen Prämissen begann vor rund zwei Jahren ein multinationaler Ideenwettbewerb, an dem sich junge Designerinnen und Designer aus den Mercedes-Studios in Deutschland, Japan und den USA beteiligten. Sie brachten eine Vielzahl faszinierender Vorschläge zu Papier: vom utopischen Superboliden bis zum skurrilen Fun-Cruiser, vom viersitzigen Cabriolet bis zur Fahrmaschine mit Ein-Mann-Cockpit.
'Emotionale Phase' nannte man diesen Entwicklungsschritt. Er war wichtig, um die gestalterischen Potenziale des Projekts F 400 Carving auszuloten und das Design in die richtigen Bahnen zu lenken. Und er war notwendig, denn zweifellos sind bei der Gestaltung eines solchen Fahrzeugs neben technischem Sachverstand vor allem Emotionen gefragt: Leidenschaft fürs Automobil, Faszination für die Technik und Begeisterung für dynamisches, erlebnisorientiertes Autofahren.
Und welches Fahrzeugkonzept symbolisiert diese Themen besser und treffender als ein offener Sportwagen? Ein ganz offener Sportwagen - ein Speedster mit langgestreckter, extrem flacher Motorhaube, mit kurzem Heck, mit maßgeschneidertem Interieur für zwei Passagiere und mit vielen stilvollen Details, die auf Anhieb Emotionen wecken und die Botschaft dieses Autos verstärken: der breite, tief liegende Lufteinlass in der Frontpartie, die flach geneigte Frontscheibe, die seitlichen Auspuffrohre oder die markanten Überrollbügel hinter den Sitzen.
Exterieur: Die Sprache der Dynamik
Aus jedem Blickwinkel wirkt die Karosserie des Speedsters wie ein wohlproportionierter, durchtrainierter Körper. In der Seitenperspektive wird er durch flügelähnliche Profile gegliedert, die sich kraftvoll über die Räder spannen und sie harmonisch in das Karosseriekonzept integrieren, ohne ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken. Kleinere Flügelprofile vor und hinter den Rädern verstärken diesen Effekt und rücken die Räder dominant in den Mittelpunkt der Seitenoptik.
Geschickt nutzen die Designer die markanten Flügelprofile aber auch, um dem F 400 Carving ein Gesicht zu geben: Sie integrieren die Scheinwerfer in die Flügel und formen aus den Abdeckscheiben der Lichter zwei 'Augen', die das sympathische Erscheinungsbild des Sportwagens entscheidend prägen. Lichtsysteme mit hochmoderner Glasfaser-Technologie machen dieses stilistische Detail möglich, denn herkömmliche Scheinwerfer fänden in dem engen Bauraum der Flügelprofile keinen Platz.
Zum Gesicht des Zweisitzers gehört freilich auch der Mercedes-Stern in der für sportliche Modelle der Stuttgarter Automarke typischen Zentralposition. Er bildet den Mittelpunkt eines weiteren wichtigen Designelements, das sich mittig über die Motorhaube erstreckt und mit der unverwechselbaren, pfeilförmigen Bugspitze an die Silberpfeile des Teams McLaren-Mercedes erinnert. Dieses Detail entwickelt sich zu einem neuen Sportmerkmal von Mercedes-Benz; es setzt auch bereits bei den Sportwagen-Studien Vision SLR und Vision SLA Zeichen.
Noch markanter, weil traditionsreicher sind zweifellos die Flügeltüren als Markensymbol von Mercedes-Benz. Genau 50 Jahre ist es her, als der erste Mercedes-Benz mit solchen Türen für Aufmerksamkeit sorgte - und die SL-Legende begründete. Die F 400-Designer greifen dieses Merkmal auf, realisieren es in moderner Form und Technik und zeigen, dass es nach wie vor ebenso aktuell wie faszinierend ist. Anders als seinerzeit beim 300 SL sind die Flügeltüren des Forschungswagens nicht am Dach befestigt, sondern schwenken mittels spezieller Gelenke und von Gasfedern unterstützt im Winkel von 60 Grad nach oben.
Aus der muskulösen Kontur der Tür entwickelt sich ein kraftvoll geformtes Profil, das diese Linienführung bis ins Heck des Speedsters fortsetzt und dabei die Rolle eines Kotflügels übernimmt, der die Räder abdeckt. Wie im Frontbereich dient dieses Profil auch im Heck zur Unterbringung der Leuchten. Dank ihrer schmalen Prismenstäbe fügen sich Blinker, Rück- und Bremslicht perfekt in das formale Konzept ein und setzen überdies besonders eindrucksvolle Lichtsignale.
Interieur: Hightech in stilvoller Verpackung
Der Blick ins Cockpit zeigt ein weiteres Gestaltungsthema des F 400 Carving: Technik pur - die Konzentration aufs Wesentliche. Auf die ursprüngliche Art des Autofahrens und somit auf alles, was dafür unbedingt notwendig ist. Mehr nicht.
Zugegeben: Das klingt nach Purismus und Einfachausstattung. Doch bei genauerem Hinsehen wird rasch deutlich, dass hier mit großer Perfektion, besten Materialien und sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Designerinnen und Designer des Mercedes-Studios im norditalienischen Como und im süddeutschen Sindelfingen widmeten sich dieser Aufgabe und gaben dem Interieur ein charakteristisches Erscheinungsbild, das typische Stilelemente des Karosseriedesigns aufgreift. Dazu gehört vor allem das Flügelthema - zum Beispiel bei der Instrumententafel: Optisch hat sie keine feste Verbindung zum Mitteltunnel, 'schwebt' also flügelähnlich im Raum und wirkt deshalb besonders leicht und grazil.
Technik pur - auf dieses Designthema des F 400 Carving macht vor allem der Mitteltunnel aufmerksam. Form, Farbe und Oberfläche entsprechen einer Getriebeglocke aus Aluminiumguss und wecken zugleich Assoziationen an die Cockpits der Rennsportwagen in den Zwanziger- oder Dreißigerjahren, als die Fahrer tatsächlich mit so viel nacktem Blech vorlieb nehmen mussten. Die einfachen Schieberegler für Gebläse und Heizung, der metallische Bedienhebel des SEQUENTRONIC-Getriebes und die ovale Belüftungsdüse oberhalb des Mitteltunnels verstärken solche Erinnerungen zusätzlich, wenngleich sich dahinter modernste Technik verbirgt.
Die Passagiere des F 400 Carving nehmen auf Carbon-Sitzen Platz und sind sofort eins mit dem faszinierenden Auto und seiner Technik - eine geradezu perfekte Verbindung von Mensch und Maschine. Die Sitze bieten perfekten Seitenhalt und lassen sich trotz ihrer einteiligen Konstruktion individuell justieren. Der mehrschichtige Aufbau der Faserstruktur macht es möglich, den Neigungswinkel der Rückenlehne ohne Gelenke oder Scharniere zu variieren - eine kleine Hebel-mechanik genügt. Für den Schwingungskomfort sorgen Feder-Dämpfer-Systeme unter dem Sitz und mehrere über die Sitzfläche verteilte Polsterkissen.
Materialien: Allen Wettern gewachsen
Bei der Auswahl der Bezugsstoffe für den Innenraum des F 400 Carving hatten die Designer und Designerinnen eine ganz besondere Herausforderung zu meistern: die totale Offenheit des Zweisitzers, dessen Interieur somit buchstäblich wind- und wetterfest sein muss. Auf Basis atmungsaktiver und zugleich strapazierfähiger Stoffe aus dem Bereich der Sportbekleidung entwickelten die Fachleute exklusiv für das Forschungsfahrzeug Bezugmaterialien, die dank einer speziellen Kunststoffbeschichtung wasserabweisend sind und sich somit für diesen Einsatzzweck bestens eignen. Überdies sind die Polsterflächen der Sitze so konstruiert, dass der Autobesitzer sie problemlos herausnehmen und in der Garage trocknen kann.
Fazit: Der F 400 Carving ist ein erlebnisorientiertes Automobil, das auch extreme Situationen souverän und sicher beherrscht. Das zeigen nicht nur die neuartige Fahrwerkstechnik, sondern auch pfiffige Details aus dem Innenraum und das stilistische Gesamtkonzept des Zweisitzers. Technik und Design gehen einen gemeinsamen, einzigartigen Weg. Neuartige Funktionen werden nicht nur perfekt erfüllt, sondern auch formal thematisiert und emotionalisiert. |